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TRGS 616 - Ersatzstoffe, Ersatzverfahren und Verwendungs-beschränkungen für Polychlorierte Biphenyle (PCB)

Technische Regeln für Gefahrstoffe - Mai 1994 (BArbBl. 5/94 S. 43)


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4.

Stoffcharakteristik


Stoffname:
Polychlorierte Biphenyle (PCB)

Handelsbezeichnungen:
z.B. Apirolio, Arochlor, BP-Olex-SF-D 0204, Clophen, Elaol VI, HDF 15, HSD 25, Hydrocor 25 A 3, Kanechlor, Pyralene.

Beschreibung:

Die flammwidrigen, synthetischen Isolierflüssigkeiten, die aus polychlorierten Biphenylen (PCB) bzw. aus Mischungen polychlorierter Biphenyle mit chlorierten Benzolen - z.B. Trichlorbenzol - bestehen, fallen unter den Oberbegriff "Askarele".

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind Gemische aus Isomeren des Biphenyls, bei denen mehrere Wasserstoffatome (H) durch Chloratome (Cl) ersetzt wurden. PCB sind sehr stabile Verbindungen.

Je nach Chlorierungsstufe fallen bei der Produktion Gemische mit Chlorgehalten zwischen 21 und 68 % an. Sie enthalten in sehr geringen Mengen als Verunreinigung polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Dabei ist zu beachten, daß bis etwa 1977 PCB verwendet wurden, die stärker mit PCDF verunreinigt waren.

PCB sind wasserklare Flüssigkeiten, deren Konsistenz in Abhängigkeit vom Chlorgehalt zwischen dünn- und zähflüssig liegt. Ihre Wasserlöslichkeit ist gering und nimmt mit zunehmendem Chlorierungsgrad ab. Dagegen sind PCB in Fetten und Kohlenwasserstoffen löslich. Sie besitzen eine gute Wärmeübertragungsfähigkeit und hervorragende elektrische Eigenschaften.

PCB kristallieren nicht beim Abkühlen, sondern gehen am Stockpunkt in einen harzigen, quasi festen Zustand über. Der Flammpunkt ist abhängig vom Chlorgehalt und liegt zwischen 170 und 240 °C. Nach Entfernen der Zündquelle erlischt die Flamme wieder. PCB haben keinen Brennpunkt. PCB-Dämpfe sind schwerer als Luft. Wegen des niedrigen Dampfdruckes kondensieren sie rasch.


4.1

Physikalisch-chemische Eigenschaften


(Die nachfolgenden Daten beziehen sich auf ein dreifach chloriertes Biphenyl mit einem Chlorgehalt von ca. 42 %. Da polychlorierte Biphenyle einen unterschiedlichen Chlorgehalt haben können, variieren die chemisch-physikalischen Daten in Abhängigkeit des Chlorierungsgrades.)


Strukturformel:

n + m ca. 3

Summenformel:

C12H7Cl3

relative Molekülmasse:

257

Farbe:

wasserhell

Geruch:

charakteristisch

Schmelzpunkt:

nicht anwendbar

Stockpunkt:

-22 ºC

Siedepunkt:

> 330 ºC

Dichte (20 °C):

1,380 g/cm³

Dampfdichte (Luft = 1):

> 1

Dampfdruck (20 ºC):

5,3· 103 mbar

Flammpunkt (o. c.):

185 ºC

Brennpunkt:

bis zum Siedepunkt
kein Brennpunkt

Zündtemperatur:

640 ºC

Explosionsgrenzen:

untere: 100 g/m³

(Aerosol, 20 ºC)

obere: 330-820 g/m³

Sättigungskonzentration:

-

Löslichkeit in Wasser:

0,30 mg/l


4.2

Hinweise auf Gesundheitsgefahren


Chlorierte Biphenyle (Chlorgehalt 42 % sowie 54 %) sind in Anhang 3 zu TRGS 500 genannt als Stoffe, die einen begründeten Verdacht auf krebserzeugendes Potential besitzen (MAK-Kategorie III B).

Außerdem enthält die TRGS 900 folgende Grenzwerte:
MAK (Chlorgehalt 42 %) 0,1 ml/m3 bzw. 1 mg/m3
MAK (Chlorgehalt 54 %) 0,05 ml/m3 bzw. 0,5 mg/m3
PCB sind in die Kategorie III der Begrenzung von Expositionsspitzen eingeordnet. Es besteht die Gefahr der Hautresorption (MAK: H).

Schwangerschaft: Gruppe B (Anlage 3 zu TRGS 500) 3) Nach dem vorliegenden Informationsmaterial muß ein Risiko der Fruchtschädigung als wahrscheinlich unterstellt werden. Bei einer Exposition Schwangerer kann eine solche Schädigung auch bei Einhaltung des MAK-Wertes nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus besteht der Verdacht weiterer reproduktionstoxischer Effekte.

Flüssige und dampfförmige polychlorierte Biphenyle reizen Haut, Augen und Schleimhäute.

Alle polychlorierten Biphenyle können vom Körper durch die Haut sowie durch Atmungs- und Verdauungsorgane aufgenommen und im Fettgewebe eingelagert werden. Nach tierexperimentellen Beobachtungen sind bei anhaltender Einwirkung Organschädigungen, insbesondere der Leber, möglich.


4.3

Hinweise auf Gesundheitsgefahren


Abhängig vom Chlorgehalt sind Polychlorbiphenyle sowie die als Verunreinigungen enthaltenen polychlorierten Dibenzofurane (PCDF) schwer abbaubare, bioakumulierbare Stoffe, wobei die biologische Abbaubarkeit mit steigendem Chlorgehalt abnimmt.

Die mögliche Gefährdung des aquatischen Systems hat zur Aufnahme in den Katalog wassergefährdender Stoffe geführt (WGK 3 - stark wassergefährdend).


4.4

Einstufung/Kennzeichnung


Die Einstufung und die Kennzeichnung erfolgt nach den Vorgaben der Gefahrstoffverordnung.


EG-Nr.: 602-039-00-4
CAS-Nr.: 1336-36-3
weitere CAS-Nr.: 53469-21-9 (42 % Cl), 11097-69-1(54 % Cl)
Symbol: Xn = mindergiftig, N = umweltgefährlich
Hinweise auf die besonderen Gefahren: R 33-50/53
Sicherheitsratschläge: 5 (2)-35-60-61
Aufbewahrung nach § 24: Xn
Die Kennzeichnung hat nach Anhang III Nr. 11 der Gefahrstoffverordnung zu erfolgen.


4.5

Sicherheitstechnische Bewertung


PCB zeigen gute dielektrische und thermische Eigenschaften sowie chemische Beständigkeit, vor allem aber Flammwidrigkeit.

Unter Pyrolysebedingungen können in Anwesenheit von Sauerstoff aus PCB in einem Temperaturbereich zwischen 300 und 900 ºC (z.B. Schwelbrände) in Spuren sehr giftige chlorierte Dibenzo-p-dioxine sowie chlorierte Dibenzofurane entstehen.

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